Fotos © Karl-Georg Müller
Grandiose Weitblicke, leise plätschernde Bäche, sich im Wind wiegende Blumenwiesen – die Eifel ist ein Wanderparadies! Davon konnte sich auch der Autor und Wander-Blogger Karl-Georg Müller, vielen als „Schlenderer“ bekannt, überzeugen. Für seinen neuesten Wanderführer »Wanderungen für die Seele« hat er sich auf den Weg gemacht und die entspannendsten Wanderungen in der Eifel zusammengestellt.
Wir starten unsere Wanderung, bei der wir uns am gelben Markierungszeichen mit blauem Maar-Symbol und dem Titel „Manderscheider Burgenstieg“ orientieren, am Parkplatz nahe bei der Tourist-Information im Kurhaus. Dort gehen wir rechts vorbei und dann auch rechts am kleinen See im Kurpark hinauf. Wir stoßen auf einen Weg, gehen links weiter aufwärts bis zur Kurfürstenstrasse. Dort wenden wir uns links, weil wir einen Abstecher zur Wachsmanufaktur Moll (1) einbinden. Michael Moll fesselt mit seinen Erläuterungen zum Kerzenlicht und warum der Mensch sich dessen uralter Faszination selbst in einer hoch technisierten Welt nicht entziehen kann. Aber auch wenn wir nicht das Glück haben, unsere Tour auf einen Dienstag legen zu können, wenn die Führung stattfindet, ist dieser besondere Betrieb immer einen Besuch wert. Anschließend gehen wir die Kurfürstenstrasse abwärts. Zur Linken sehen wir das Rathaus, eine ehemalige kurfürstliche Kellerei; es stammt im Kern vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Davor drängt sich der vom Bildhauer Johann Baptist Lenz geschaffene Jahr- tausendbrunnen mit Lebensweisheiten wie „Glück ist Selbstgenügsamkeit“ von Aristoteles in den Blick, auf dem junge Menschen bis zur Matura hinaufsteigen. Manderscheid wurde bereits 973 erwähnt, seit 1332 besitzt es Stadtrechte. Die Herren von Manderscheid avancierten im Lauf der Zeit zu einer mächtigen Familie im weiten Umland, 1460 wurden sie vom Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben. Wir wenden uns nach dem Rathaus links in die Klosterstraße und folgen ihr talwärts bis zum Ortsausgang. Dort erwartet uns an einer Rastbank ein erster Burgenblick. Weiter wandern wir nun auf schmalem Pfad an der Hangkante entlang durch malerischen Mischwald, verlieren an Höhe und gelangen nach etwa 400 Metern zum Flüsschen Lieser, das wir über eine Holzbrücke queren. Die hoch aufgestützte Brücke zeigt uns, wie viel Wasser die Lieser in regen- und schneereichen Jahreszeiten zu Tal tragen kann.
Gleich danach hangeln wir uns auf einem Pfad bergauf.
Die Lieser verlieren wir rasch aus den Augen, stattdessen sprudelt der Nachtergraben munter neben uns. Gut 500 Meter nach der Brücke dürfen wir an einer Kreuzung den Abzweig scharf rechts nicht verpassen, auf dem wir nochmals an Höhe gewinnen, bevor wir an der Wolfshütte (3) um ersten Mal rasten und durchatmen und die Ausblicke über das unter uns ruhende Tal genießen. Von der Wolfshütte windet sich der Weg dann weiter aufwärts. Wir erreichen den Eifelblick Belvedere (4).
Nach dem Aufstieg haben wir uns eine Rast verdient, zu der uns ein Waldsofa einlädt. Entspannt sinken wir auf die hölzerne Liege und schicken nun unsere Augen allein auf die Wanderschaft. Nicht nur tief hinunter ins Liesertal mit den beiden Burgen streifen unsere Blicke, sondern weiter hinaus über die Höhen der Eifel mit dem Mosenberg. Eine Inschrift auf der römischen Säule aus einer Römervilla am Mosenberg, die auch auf dem kleinen Plateau steht, dokumentiert, dass selbst Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen 1833 diese Aussicht genoss sicher aber ohne die bequeme Waldliege, von der wir uns nur ungern lösen. Wir verschwenden im guten Sinne noch einmal einige Minuten, um die frische Waldluft tief einzuatmen und den Ausblick zu genießen, dann lösen wir uns doch und setzen unsere Wanderung ausgeruht fort. Auf verschlungenen Pfaden wandern wir vom Belvedere hinab zur Lieser, queren sie erneut und neh- men dann die letzten Meter schroff bergan bis zu einer Kreuzung. Bevor wir die Oberburg (6) besuchen, gehen wir rechts über einen Felsrücken zum Kaisertempelchen (5). Einmal mehr lassen wir uns von der Aussicht fesseln.
Zurück an der Kreuzung, gehen wir nun geradeaus und wenden uns der auf einem steilen Berggrat etwa 80 Meter über dem Tal aufragenden Oberburg zu. Wir flanieren durch das grasbewachsene Gelände und steigen auf den Berg- fried, von dem wir den Panoramablick genießen. An einer Kreuzung folgen wir dem Pfad talwärts und gelangen durch ein schönes Wäldchen auf den Turnierplatz. Alljährlich im Sommer stolzieren in Manderscheid die Ritter. Auf der Turnierwiese lebt das Lagerleben beim Historischen Burgenfest am letzten Augustwochenende wieder auf, die „Löwenritter“ sorgen für Kurzweil beim Turnier, Gaukler und Minnesänger begeistern die Zuschauer.
Wir verlassen das weitläufige Gelände über eine Brücke und steigen hinauf zur Niederburg (7). Im Jahr 1899 erwarb der Eifelverein die Burg. Gegen einen Kostenbeitrag besichtigen wir sie und lassen es uns nicht nehmen, auch hier den 18 Meter hohen Bergfried zu erklimmen, der zu den ältesten Bauten zählt. Wir spazieren durch die weitläufige Anlage, verlassen sie durch das Außentor und gelangen zur Niedermanderscheider Straße.
Nun heißt es über eine Strassenbrücke die Lieser zum letzten Mal überqueren, dann rechts einige Schritte auf einem Feldweg gehen und zuletzt links in den Hang einsteigen, um auf einem gewundenen Pfad rund 50 Höhenmeter zu überwinden. Auf der Grafenstraße gehen wir dann etwas außer Atem die wenigen Meter hinauf zum Parkplatz. Jetzt aber schieben wir richtig Kohldampf. Wir fahren in die Kurfürstenstrasse, biegen im Kreisel Richtung Bettenfeld auf die L 16 ab und folgen kurz darauf links der Mosenbergstraße hinab bis zur Heidsmühle. Auf der sonnendurchfluteten Terrasse im Park mit Fischteichen lassen wir uns ein deftiges Essen schmecken. Noch dazu liegt die seit 1840 bestehende Mühle, in der von 1907 an auch ein Restaurant unterhalten wird, idyllisch im Tal. Wir sind versucht, uns zum Nachtisch ein Stück frische Torte oder Kuchen zu gönnen, die täglich in der eigenen Konditorei zubereitet werden. Doch denken wir daran: Wir haben an diesem Tag noch etwas vor! Zum Abschluss genehmigen wir uns nämlich eine beschauliche Naturschönheit, den Windsborner Kratersee. Wir fahren auf der L 16 weiter Richtung Bettenfeld und entdecken kurz vor dem Dörfchen den Abzweig nach links zum Parkplatz. Der Windsborner Kratersee ist eingebettet in einem 20 bis 30 Meter hohen Wall, den wir nach einem kurzen Fußweg erklimmen, um dann hinab ans Ufer zu steigen. Er zählt zu den wenigen Kraterseen nördlich der Alpen und liegt noch dazu malerisch, ja fast versteckt. Holzstege ragen wie schmale Finger auf die glitzernde Wasseroberfläche, eine ausgeschilderte Runde bringt uns um den See herum. Am Ausgangspunkt führt uns ein kurzer Aufstieg am Kraterrand zu einem Gipfelkreuz, von dem aus wir nicht nur einen wunderbaren Blick auf den See gewinnen, sondern auch weit über das Umland. Nach einer kurzen Rast auf der Bank am Gipfelkreuz wandern wir das Stück zurück zum Parkplatz.