Illustrationen: Felix Scheinberger
Warum sich Pure Lebenslust dem Themenkreis Anti-Aging widmet ist augenscheinlich: Es gibt kaum ein Thema, das für Frauen – und zunehmend auch für Männer – eine größere Anziehungskraft erzeugt als die Vorstellung:
Pure Lebenslust: Anti Aging heißt ja auch gegen das Alter oder das Alter zu verlangsamen. Was hat das grundsätzlich mit den Hormonen zu tun?
Dr. Maria Siegert-Terzaki: Jünger Aussehen hat heute nicht nur etwas mit den Hormonen zu tun, sondern ist multifaktoriell. Wir werden älter, sehen aber trotzdem jünger aus. Sowohl Frauen als auch Männer. Meine Großmutter sah viel älter aus als Frauen heute in ihrem Alter. Die Natur lässt sich allerdings nicht überlisten. Die Frauen kommen genauso früh in die Wechseljahre wie damals. Frauen sind heute jedoch moderner geworden. Sie wollen eine gute Ausbildung machen, studieren und bekommen so immer später Kinder. Wenn frau heute mit 35-36 ein Kind bekommt, ist man - gesellschaftlich gesehen - noch jung. Biologisch ist das aber gar nicht so. Die beste Zeit, um schwanger zu werden ist immer noch zwischen 20-30. Ab 30 fallen die Hormone, ab 35 noch mehr und ab 40 rasant. Das heißt, die Biologie ist unserer sozialen Entwicklung nicht gefolgt.
Also ist das ganze Thema Verjüngung eine Kunstwelt.
Bedingt ja. Aber man kann die Wechseljahre trotzdem durch eine Hormonsubstitution und somit auch das Altern in gewisser Weise nach hinten drängen, jedoch niemals komplett verschieben. Ich kann den Auswirkungen, die der Hormonmangel verursacht, z. Bsp. schlechtere Haut, Ostheoporose oder dünnere Haare entgegenwirken. Eine Substitution nur aus Anti-Aging-Gründen zu machen sollte man sich jedoch gut überlegen. Es ist nicht so, dass Hormone einfach als „Wunderpille“ zu sehen sind. Jede Medikamentengabe muss ärztlich überwacht und das Nutzen/Risiko Verhältnis sorgfältig abgewogen werden. Nach dem großen Knick der Hormonersatztherapie aufgrund der WHI Studie 2002, in der ein erhöhtes Risiko von Brustkrebs unter Hormonsubstitution beschrieben wurde, zeigen neue Studien mehr Nutzen als Risiken zugunsten der Hormonersatztherapie. Letztes Jahr haben sogar die Autoren der WHI – Studien die damalige Fehlinterpretation der Daten eingeräumt. Bei entsprechendem Leidensdruck und Ausschluss von Kontraindikationen spricht heute nichts mehr gegen eine kurzfristige, sorgfältig indizierte und ärztlich kontrollierte Hormonersatztherapie.
Welche Alternativen gibt es für Frauen, die keine Hormone nehmen können, dürfen oder wollen.
In den letzten Jahren gewinnen Naturheilverfahren auch für die Wechseljahresbeschwerden an Bedeutung, z.B. als Phytoöstrogene, das sind Hormone pflanzlichen Ursprungs. Allerdings fehlt hier der präventive Effekt. Die Wirkung liegt nur bei ca. 50% vergleichbarer Präparate. Des Weiteren gibt es besser verträgliche Hormone, welche bioidentisch sind und nicht synthetisch hergestellt wurden. Auch stellt die transdermale Applikation mittels Pflaster, Gel oder Creme eine besser verträgliche, nebenwirkungsärmere Alternative dar.
Woran erkennt Frau eigentlich die Wechseljahre?
Das häufigste und erste Symptom sind Zyklusschwankungen. Manchmal wird die Periode auch stärker und weniger. Damit verbunden sind die typischen Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, inklusive Verstimmungen. Schlaflosigkeit kommt auch oft hinzu. Man sagt, Frauen sind in den Wechseljahren, wenn eine Frau ein Jahr ihre Periode nicht mehr hatte. Die letzte Periode ist die Menopause. Die Beschwerden können sich aber auch noch zehn Jahre ziehen. Es geht meistens Mitte vierzig - Anfang fünfzig los. Das liegt am Östrogen. Mit dem Alter fallen die weiblichen Hormone, die männlichen nehmen nicht unbedingt zu, aber werden dominanter. Manchmal wird die Behaarung viel mehr, so dass viele Frauen plötzlich unter einem kleinen Damenbart leiden.
Was genau ist Osteoporose?
Das ist eine Erkrankung der Knochen. Da gibt es verschiedene Zellen die knochenaufbauend und -abbauend sind. Das wird durch Vitamin D und Kalzium gesteuert – und auch durch die Hormone. Mit dem Abfall dieser weiblichen Hormone können die aufbauenden Hormone nicht mehr so gut arbeiten. Wenn die abbauenden Zellen vermehrt da sind ist der Knochen nicht mehr so stabil und kann leichter brechen.
Gibt es dort Alternativen?
Ja! Man kann Kalzium und Vitamin D substituieren. Das würde ich sowieso grundsätzlich verabreichen. Da gibt es reichlich medikamentöse Substanzen, die man vor den Hormonen nehmen kann. Sport und Muskelaufbau sind auch wichtig und natürliche eine gute, ausgewogene Ernährung.
Die Haut wird in den Wechseljahren dünner. Woran liegt das?
Das liegt an der Abnahme der Elasten- und Kollagenfasern. Die Haut wird durch die im Blut kreisenden Hormone im Blut stimuliert. Die Zellen werden neu gebildet. Die Hormone sind in allen drei Hautschichten vertreten und haben dort ihren Effekt. Wie wirkt sich das bei Männern im Vergleich aus? Das ist ein heißdiskutiertes Thema, ob Männer auch in die Wechseljahre kommen. Biologisch gesehen gibt es keine „Wechseljahre der Männer“, aber durchaus Veränderungen in der Produktion von Sexualhormonen. Deren Auswirungen stellen sich aber ganz anders dar. Die Haut der Männer ist generell dicker. Sie neigt daher weniger zu Falten. Gerade ab 40-45 sind die Unterschiede nicht so stark wie bei uns Frauen bemerkbar. Es gibt sicherlich ein Nachlassen der Konzentrationsfähigkeit, Mattigkeit und Potenzstörungen. Aber nicht so große Auswirkungen auf die Haut.
Welches sind die wichtigsten Hormone, die über unsere Gefühle bestimmen?
Das sind Östrogen und Progesteron, wobei natürlich alle Hormone ineinander greifen. Die Schilddrüsenhormone haben auch einen massiven Einfluss auf die weiblichen Hormone. Man kann das nicht isoliert betrachten. Der ganze Prozess beginnt viel eher. Bereits ab 30 fallen die Hormone schon ab, nach 35 geht es noch deutlicher ab. Das passiert stufenweise, unabhängig davon, ob eine Frau Kinder bekommen hat oder nicht.
Zum Thema Libido. Ist Sex ein Hormonbooster? Welche Rolle spielt das im Zusammenhang mit der Wirkung auf den Körper?
Es ist eher umgekehrt zu sehen. Wenn keine Hormone da sind sinkt auch die Libido. Im zunehmenden Alter nimmt die Libido durch den Verlust der Östrogene ab. In den fruchtbaren Tagen hat frau ja auch mehr Lust. Die Schleimhäute werden in den Wechseljahren trockener und empfindlicher. und hormonell bedingt kann frau manchmal auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr in den Wechseljahren haben.
Welche Rolle spielt Dopamin?
Das wird genauso gesteuert. Die Hormone wirken zusammen. Man kann also sagen; durch das Abfallen der Östrogene in den Wechseljahren hat frau auch weniger Dopamin zur Verfügung. Im Endeffekt zieht das alles runter. Dopamin ist ja eine Vorstufe von Adrenalin und somit ein Hormon zur Regulierung von körperlicher und seelischer Aktivität. Deswegen wird das auch – neben Serotonin – als Glückshormon bezeichnet. Diese Patientinnen haben wir auch häufig in der Praxis, die über dieses Problem sprechen möchten. Das drücken sie erfahrungsgemäß bei männlichen Gynäkologen nicht aus. Da ist die Hemmschwelle größer. Das Problem hat fast jede Frau, die in die Wechseljahre kommt. Mein Job ist auch eine psychologische Komponente. Man muss gut auf die Frauen schauen. Manchmal ist es auch kein hormonelles sondern ein seelisches Problem. In den meisten Fällen reicht auch eine kleine homöopathische Dosis, die man lokal in der Scheide anwenden kann. Die Dosis ist im sicheren Bereich. Oft reicht eine begrenzte Therapiedauer.
Mit welchen Wünschen kommen die Frauen zu Ihnen?
In erster Linie sind sie durch die Wechseljahresbeschwerden belastet. Ein Drittel der Frauen hat gar keine, ein Drittel mäßig, ein Drittel starke Beschwerden. Die Patientinnen mit den leichten Beschwerden wollen leichte Medikamente, teilweise homöopathische oder hormonfreie. Die Patientinnen mit den starken Beschwerden kommen, weil sie keine Nacht durchschlafen können und schweißgebadet aufwachen. Da werden stärkere Medikamente notwenig. Manchmal leidet die Ehe darunter, weil es Probleme beim Geschlechtsverkehr gibt. Massiv belastend sind meistens das massive Schwitzen und die Scheidentrockenheit.
Es gibt viele Publikationen zu dem Thema. Manche sagen, der beste Sex fängt erst mit 40 an. Andere sagen die Östrogene gehen runter und die Libido auch.
Das ist natürlich sehr unterschiedlich. An dem Punkt im Leben hat die Frau um die 40 keine Angst mehr vor ungewollten Schwangerschaften, sie ist selbstständig, modern, meist unabhängig. Die Frau um die 40 ist gesellschaftlich nicht alt, sondern selbstbewusst und dynamisch. Es gibt meist keine Hemmschwelle mehr und die Sexualität wird anders ausgelebt. Der Mensch ist grundsätzlich triebgesteuert. Natürlich wirkt regelmäßige Sexualität sehr förderlich auf die Partnerschaft. Es fördert den Stressabbau und setzt Endorphine frei, die Glücksgefühle verursachen. Man muss heute nicht mehr leiden. Man kann mit einfachen Methoden erste Erfolge erzielen.
Was ist mit Antiaging Hausmitteln?
Durch gesunde Ernährung und ein bewußtes Achten auf den Vitamin- und Nährstoffhaushalt, kann man auch jünger, fitter, gesünder bleiben. Denn durch eine angemessene Ernährung und gesunden Lebensstil kann man auch etwas für sein Äußeres tun.
Was ist Ihr persönliches Rezept?
Das ist immer ganz individuell zu sehen. Man kann nicht alle Frauen über einen Kamm scheren und man muss dann gezielt untersuchen und behandeln. Für mich selber wende ich die Beobachtungen meines Vitamin- und Nährstoffhaushaltes auch an. Ich kann mit Hilfe von Laboruntersuchungen ganz genau sehen, wo ich mit meinen Hormonen und Nährstoffen stehe und reagiere dann dementsprechend.
Wie sieht das mit Kosten aus?
Wenn es um Wechseljahresbeschwerden geht übernimmt die Kasse meistens die Kosten. Zusatzuntersuchungen, Osteoporose- und Nährstoffanalysen werden eher von den Privaten Krankenversicherungen getragen. Man kann und sollte aber im Vorfeld einen Antrag auf Kostenübernehme bei den gesetzlichen Krankenkassen erstellen.
Danke für das Interview, Frau Dr. Siegert-Terzaki.
Verbindung von moderner Frauenheilkunde mit ästhetischer Medizin
DR. MED. MARIA SIEGERT-TERZAKI
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