Interview und Foto Kimi Hammerstroem: Ingo Kabutz Alle anderen Fotos: Kimi Hammerstroem
Die Londoner Portrait- und Modefotografin Kimi Hammerstroem ist auf dem Weg, ihren ganz eigenen Stil zu finden. Bei ihren Arbeiten geht es um die Essenz der Liebe und um wahre Verbundenheit. Die internationale Szene reagiert mit großem Interesse – und mit Respekt vor ihrem ganz eigenen „Edgy Style“. Die logische Folge: Zunehmender Kontakt mit den Branchengrößen und Jobs, von denen sie noch vor kurzer Zeit nur geträumt hat. Im Interview erläutert Kimi, warum sie sich durch ihre kosmopolitische Erziehung als „Riesenpatchwork“ fühlt (übersetzt aus dem Englischen).
KIMI, SIEHT MAN DEINE BILDER, SO SPÜRT MAN SOFORT, DASS TECHNISCHER SCHNICKSCHNACK FÜR DICH UNWICHTIG IST UND DU DICH VON GEFÜHL, NÄHE, INTERAKTION LEITEN LÄSST. WER UND WAS HAT DICH BEEINFLUSST UND ERMUTIGT, DIESEN, ICH SAG MAL PURE STYLE ODER EDGY STYLE ZU ENTWICKELN UND ZU WAGEN?
In meinem Kopf ist es ein endloses Spiel von „edge verses purity“. Ich balanciere die zwei Gesichter einer Story aus und finde darin meine eigene Harmonie beim schießen. Meine Inspiration? Jedes Juergen Teller Photo hält mich gefangen. Die Arbeiten spielen gegen alle Regeln. Dennoch hat mich auch das „pure“ von Peter Lindbergh schmelzen lassen. Und die „sexiness“ von Helmut Newton hat mich ebenfalls ungeheuer fasziniert.
VIELE FASHION FOTOGRAFEN LEGEN GRÖSSTEN WERT DARAUF, IHRE BILDER DETAILLIERT UND PERFEKT IM VORAUS ZU PLANEN. DU VERTRAUST DEINE ENTSCHEIDUNGEN EHER DEM MOMENT AN, IN DEM ES PASSIERT. WIE STELLST DU DEN DAZU NOTWENDIGEN EMOTIONALEN KONTAKT ZU DEN MODELS HER? WAS LÄDT DIESE MOMENTE SO AUF, DASS DEINE BILDER DIESE GESCHICHTEN ERZÄHLEN KÖNNEN?
Es ist die Magie zwischen Muse und Kamera. Diese Emotionen und Momente einzufangen ist meine große Leidenschaft. Da gehört das Vorplanen nicht wirklich dazu, obwohl ich Tage vor einem shoot nervös herumrenne und Locations scoute etc. Und dann ist es beim schießen sowieso immer doch ganz anders. Also lebe ich diesen spontanen Augenblick immer völlig aus und hole alles aus diesen Momenten heraus. Ich treffe meine Models meistens vorher beim Casting und spüre, mit wem ich tatsächlich eine Connection – eine tiefere Verbindung – habe. Aber nicht immer habe ich diese Freiheit, weil oft auch kommerzielle Gesichtspunkte mit reinspielen. Als Frau sprechen die Models eine andere Sprache mit mir, der Flirt mit der Kamera ist ein anderer. Ich versuche immer, authentisch zu bleiben - ich interessiere mich sehr für das Leben der Models und lasse sie das fühlen. Dadurch entsteht oft innerhalb kurzer Zeit eine emotionale Verbindungen.
DU BIST MEHRERE. WIE VIEL DÜSSELDORF, WIE VIEL LONDON, WIE VIEL LOS ANGELES, WIE VIEL PAPA UND EVI STECKEN IN DIR?
Ich bin ein riesen Patchwork aus all diesen Erlebnissen, Erfahrungen und Menschen. Ich bin sehr kosmopolitisch erzogen worden. Alle diese Einflüsse haben mich zu „Einer“ gemacht.
WIE SCHWIERIG IST ES, DIESE ERSTEN SCHRITTE ZUR ANGESAGTEN FASHION FOTOGRAFIN HINZUKRIEGEN – DIE ENTTÄUSCHUNGEN UND UNGEDULD ZU ÜBERWINDEN? HAST DU TIPPS FÜR JUNGE LEUTE, DIE WISSEN, DASS ES ZEHNTAUSENDE VON FOTOGRAFEN GIBT UND DASS ES NUR SEHR WENIGE SCHAFFEN?
Ich fühle mich selber noch auf dem Weg, und der Weg ist das Ziel, und der Weg ist kein Leichter. Aber wenn Leidenschaft mit Talent zusammenstößt, mit Disziplin und etwas Glück, sollte alles zu schaffen sein. Jeder Job ist eine neue Herausforderung.
WAS WAREN BISHER DEINE LEHRREICHSTEN PROJEKTE?
Jedes Projekt ist lehrreich, aber mein größtes war es, für 2 Tage nach LA zu fliegen um Benicio del Toro zu schießen. Einer solch großen Persönlichkeit gegenüber zu stehen, und dieser Persönlichkeit mit meiner Sichtweise gerecht zu werden, war eine große Herausforderung. Und ein Abenteuer.
WIE STELLST DU DIR DIE NÄCHSTEN 2 – 3 JAHRE VOR. WAS SIND DEINE NÄCHSTEN SHOOTINGS?
Mein Traum ist es, Magazin Covers zu schießen (ie. iD, Pop) und viele Abenteuer zu erleben. Vielleicht eine eigene Ausstellung oder ein Buch mit meinen persönlichen Projekten. Meine nächsten Shootings sind alle noch in Planung, aber ich freue mich immer sehr auf die shoots für das Label Galvan oder Felder Felder, weil dann Freunde und Familie zusammen treffen und wir in dieser Gemeinschaft keine kreativen Grenzen haben.
WELCHEN BILDERSTIL FÜHLST DU IN DIR, WORAN KÖNNTEN BETRACHTER IN ZUKUNFT ERKENNEN: „DAS IST EINE KIMI HAMMERSTRÖM ARBEIT“?
Ich hoffe meine eklektische Persönlichkeit wird der Stempel meiner Arbeit sein. Wie schon gesagt ist es die Mischung aus Magie, Spontanität, edge und purity, die meine Bilder formen.
WELCHEN BEITRAG KANN FOTOGRAFIE IN DIESER DURCHGEKNALLTEN, TEILWEISE ENTFREMDETEN WELT LEISTEN?
Eine einzige Fotografie kann nach meinem Empfinden das Gefühl vermitteln, mit der Welt verbunden zu sein, Teil von ihr zu sein. Und die eigene Identität besser zu erkennen und zu entwickeln. Fotografien können Augen öffnen. Können Dir vermitteln, welcher Horror teilweise passiert auf der Welt. Photos können Dich aber auch Deine Hoffnungen und Wünsche erspüren lassen. Mich persönlich lassen Fotos zwischen den Dingen lesen, denken und fühlen.
DANKE FÜR DAS INTERVIEW.