Interview: Beatrice Steinbach
Foto: Katja Kuhl
Julian Kaas-Elias ist Schauspieler und hat in mehreren TV-Produktionen wie »Aktenzeichen XY« und in der Krimiserie »Die Spezialisten – Im Namen der Opfer« mitgewirkt. Mit Pure lebenslust sprach er über seine Erfahrungen, Träume und magischen Momente.
Julian, Du hast Dich in mehreren Auslandsaufenthalten, Ausbildungs- und Praxisphasen in den vergangenen Jahren ganz gezielt auf Deine Arbeit als Schauspieler vorbereitet. Was macht Dich als Schauspieler aus?
Als Schauspieler ist es mir wichtig, mich in jeder Rolle herauszufordern, indem ich mir Fähigkeiten aneigne, die eine Rolle ausmachen und meiner Kreativität freien Lauf lasse. Ich bin mit Leib und Seele und großer Leidenschaft Schauspieler.
Was hat Dich besonders daran gereizt, Schauspieler zu werden und mit wie vielen Jahren wusstest Du, dass Du Schauspieler werden möchtest?
Mit neun Jahren wusste ich, dass die Schauspielerei mein absoluter Traumberuf ist. Als zweite Wahl war es der Astronaut. Die Schauspielerei war dann doch realistischer für mich, da mir Mathe einfach nicht gut genug liegt. Die Möglichkeit, in unterschiedliche Charaktere und Berufe hineinzutauchen und diese zu entdecken, das ist es auch, was mich schon immer gereizt hat.
Du hast einige Auslandsaufenthalte hinter Dir und hast auch das internationale Abitur absolviert. Was unterscheidet eine amerikanische Schauspielschule von der deutschen?
Durch meine Auslandsaufenthalte hatte ich das Glück, mit vielen Menschen zusammenzuarbeiten, die andere Methoden und Herangehensweisen haben. Es gibt zahlreiche Schauspieltechniken denen man sich bedienen kann. Ich glaube es gibt gar keine großen Unterschiede zwischen den Schulen in Amerika und Deutschland. Vom Prinzip her funktionieren beide gleich. Für mich habe ich allerdings entdeckt, dass mir die englische Sprache sehr liegt, und ich mir englische Texte schnell aneignen kann.
Dein Ziel ist der internationale Film. Erzähle uns von Deinem bisherigen Weg und Deinen Erfahrungen. Wo hast Du schon mitgespielt und was war die emotionalste, spannendste oder wichtigste Erfahrung?
Meine bisher interessanteste und für mich spannendste Rolle durfte ich für die ZDF-Serie: „Die Spezialisten - Im Namen der Opfer“ spielen. Die Geschichte spielt in der DDR, Mitte der 80er Jahre. Meine Figur hat vom Westen die Grenze immer wieder wegen sexueller Abenteuer überquert. Ein richtiger Draufgänger und Playboy also – eigentlich das genaue Gegenteil von mir. Genau deswegen hat es für mich viel Spaß gemacht. Besonders reizt es mich auch, mich in andere Zeitepochen hineinzuversetzen. Ich bin ein großer Fantasy- und Sci-Fi Fan. Vor allem der internationale Film gibt einem als Schauspieler die Möglichkeit, diese faszinierenden Filmwelten zu erleben.
Wie bist Du in Deutschland ins Filmgeschäft eingestiegen und welche ersten Dreherfahrungen hast Du hier gemacht?
Meine Schauspielagentur in Berlin hat mir ermöglicht, mich bei Castings vorzustellen, wodurch ich auch besetzt wurde. Meine ersten Dreherfahrungen habe ich mit Kurzfilmen gemacht.
Welche Rollen spielt Du am liebsten? Gab es schon eine Rolle, mit der Du dich gut identifizieren konntest, die Dir sehr viel abverlangt hat?
Meine Lieblingsrollen sind die, die mich sowohl körperlich als auch geistig herausfordern. Ich vergleiche mich selber aber nicht mit Rollen und bemerke nur, dass mir eine Rolle leichter fällt, desto näher sie mir charakterlich liegt. Mir ist wichtig, in Rollen nichts vorzuspielen, sondern so ehrlich und natürlich wie möglich zu sein. Ich hoffe sehr, mal eine Rolle spielen zu dürfen, in der ich mich komplett verwandeln kann.
Hast Du Vorbilder und hast Du vielleicht schon eins persönlich getroffen?
Ich habe sehr viele Vorbilder. Ganz oben steht meine Mutter, die mich von Anfang an unterstützt hat und deren Stärke ich bewundere. Inspiriert wurde ich als Kind schon von Filmen von Steven Spielberg und George Lucas. Ebenso von Christopher Nolan und Ridley Scott. Meine aktuellen Lieblingsschauspieler sind Tom Hardy, aber auch Leonardo DiCabrio. Es ist so faszinierend, wie authentisch DiCabrio seine Rollen spielt. Die deutsche Schauspielerin Jeanette Hain kenne ich persönlich. Sie hat u.a. in Til Schweiger‘s Film: „Honig im Kopf“ mitgespielt.
Wie sieht so ein Schauspieleralltag eigentlich aus?
Sehr abwechslungsreich. Während der Drehzeit ist man von morgens bis abends am Set eingespannt mit Besprechungen, Proben und Dreharbeiten. Zwischen den Projekten ist aber Zeit. Wartezeit, bis man im nächsten Projekt besetzt wird. Das heißt aber nicht, dass man nichts zu tun hat. Ich finde es ist extrem wichtig, dass man sich als Schauspieler immer weiterbildet und sich stets neue Fähigkeiten aneignet. Ich sehe die Schauspielerei als eine Art Instrument. Je öfter man es spielt desto leichter fällt es einem. Ich spiele Klavier. Ich finde es gibt viele Parallelen zwischen Musik und Schauspiel.
Manche Schauspieler verlieren öfter mal den Kopf bei Dreharbeiten, wenn etwas ihre Konzentration stört. Kannst Du das verstehen?
Absolut. Man arbeitet viel mit dem Kopf und ist empfindlich, wenn man sich in Szenarien und Emotionen hineinsteigern muss. Das erfordert Konzentration. Ich setze mir gerne Kopfhörer auf. Musik hilft mir dabei, mich in die benötigte Stimmung zu versetzen. An einem Filmset arbeiten sehr viele Leute und die Kulissen sind zum Teil sehr aufwendig. In den Drehpausen ist es meist unruhiger. Wenn der Regisseur „Action“ sagt, ist alles leise.
Man sagt, als Schauspieler sollte einem nichts peinlich sein. Kannst Du das bestätigen?
Das finde ich nicht. Ich finde es ist eine Stärke und auch sehr spannend, sich zu erlauben, sich in peinliche Situationen zu begeben und zu schauen was passiert. Es ist einem vieles peinlich, vor allem als Schauspieler. Aber man sollte davor keine Angst haben. Damit richtig umzugehen wird einem u.a. auch bei einer Schauspielausbildung beigebracht.
Was rätst Du angehenden Schauspielern? Wie kann man sich optimal auf das Vorsprechen vorbereiten? Welchen Ansprüchen seitens der Schulen muss man gerecht werden?
Optimal ist es, wenn man sich ganz natürlich und unverstellt präsentiert. Caster wollen sehen, wie du als Mensch bist und was genau dich ausmacht. Natürlich ist es auch wichtig, das Material so gut wie möglich draufzuhaben. Vor allem aber sollte man offen sein und sich keine Gedanken darüber machen, welchen Ansprüchen man gerecht werden muss. Es ist wichtig zu wissen wo man hinmöchte und nicht aufzugeben.
Wie wichtig sind Enthusiasmus und Leidenschaft?
Ich bin davon überzeugt, dass dies die beiden wichtigsten Eigenschaften sind. Mit großem Enthusiasmus erreicht man Spitzenleistungen bei allem was man angeht. In Kombination mit Leidenschaft besitzt man die Hingabe, alles zu geben, um seinen Traum zu erfüllen.
Welches nächste Filmprojekt steht an und wo kann man Dich sehen?
Ich fange jetzt im November an, einen independent Film in Berlin zu drehen. Der Film wird dann kommendes Jahr an internationalen Filmfestivals vorgestellt.
Julian, vielen Dank für das Interview.