Autorin: Dr. Dorothee Achenbach
Foto: ©Gizia Gate • Özgür Masur
Hüseyin İğneler repräsentiert „Gizia“ und „Gizia Gate“ – Modehäuser der besonderen Art. Es begann in den 60er Jahren mit einer kleinen Strickerei, heute umfasst das Familienunternehmen 35 Stores von Ankara über Antalya bis Izmir. Der neueste eröffnet demnächst im Badeort Bodrum. Auch im Nahen und Mittleren Osten ist man vertreten. Wir sitzen im Tiefgeschoss des Geschäftes, ebenfalls im Viertel Nişantaşı auf der Nobelmeile Abdi ipekçi, benannt nach dem 1979 ermordeten Journalisten und Herausgeber von „Milliyet“. Es ist die teuerste Einkaufstraße der Türkei. Die Nachbarn hier heißen Dior, Vuitton, Hèrmes, Zegna, Escada, Gucci, Chanel, Prada. Auch Gizia Gate wartet mit gehobenster Ausstattung auf: Ein hotelhallengroßes Entrée, schwarzer Marmor, feine Veloursböden, rauer Beton, Blumenarrangements, chillige Musik, Tee wird gereicht, lautlos wartet die Assistentin auf Anweisungen. Um uns herum hängen topmodische Pelze. „Pelzmäntel?“ frage ich angesichts der doch recht warmen Außentemperaturen. „Hier trägt man Pelz aus Anlass und Prestige – nicht gegen die Kälte“, erfahre ich. „Wir verstehen uns als Fenster türkischer Designer zur Welt”, erläutert Geschaftsführer İğneler das Konzept von Gizia Gate. Das Unternehmen ermöglicht einheimischen Designern, ihre Kollektionen zu präsentieren. Sie stellen ihnen die Flächen kostenfrei zur Verfügung, bieten Knowhow und ein perfektes Netzwerk an. So beispielsweise Produzenten für Stoffe, Strick, Knöpfe bis Reißverschlüsse. Im Gegenzug für diese Förderung ist man am Verkaufserlös beteiligt. „Wir möchten die etablierten heimischen Designer unterstützen und die jungen fördern. Wir stehen für höchste Qualität und Originalität. Billigmode gibt es bei uns nicht“, erklärt der 55jährige.
Foto: ©Gizia Gate • House of Ogan
Regelmäßig besucht ein Scouting – Team die Ausbildungsstätten, sucht nach neuen Talenten. Die gibt es offensichtlich in großer Anzahl wie der Rundgang zeigt: Alle paar Meter offeriert ein anderer Modeschöpfer seine Kreationen – vom easy chic ab 150 Euro für den Urlaub oder Stadtbummel bis hin zum handbestickten Ballkleid für 20.000 Euro. Bora Aşkın kleidet Frauen in ein avantgardistisches Feuerwerk aus Stoff, Wolle und Spitze, Hakan Yıldırım, der international bekannteste türkische Designer, schafft es, seinen an Victoria Beckham - Modelle erinnernden Kreationen noch einen Hauch mehr Sexyness zu verpassen. Nihan Peker wäre für mich erste Wahl, wenn ich ein Outfit als Hochzeitsgast oder für einen eleganten Empfang bräuchte. Ergänzt wird das Sortiment durch Schuhe, Schmuck und Accessoires, die in Mattrosa lackierten Regalen präsentiert werden. Zudem gibt es zwei eigene Modelinien: „Gizia“ und „Gizia Casual“. Sie sind avantgardistisch, tragbar, cool.